Freitag 8.9.
Heute starten wir eines der Highlights unserer Tour – wir besuchen eines der 7 Weltwunder der Neuzeit Machu Picchu (MP).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man es besuchen kann. Die einfachste ist, mit dem Zug und dem Bus hinzufahren, anstrengender ist es über eine 4-5 Tage Wanderung, den Inka-Trail. Wir entscheiden uns für einen Kompromiss und machen die verkürzte Fassung des Inka-Trail. Dieser ist nur 2 Tage lang mit einem Tag Wanderung.
Um 4 Uhr morgens (!) werden wir mit dem Bus von unserem Touranbieter in Cusco abgeholt. Unser großes Gepäck wird uns am nächsten Tag in einer neuen Unterkunft in Cusco wieder erwarten.
Wir fahren 90 Minuten nach Ollantaytambo. Von dort geht es nochmal 90 Minuten mit dem Zug weiter. Der Zug fährt eigentlich bis Machu Picchu (bzw. dem Ort Aguas Calientes). Wir steigen aber unterwegs aus, um am späten Nachmittag in MP anzukommen. Wir, das sind 5 Touristen und Coco, unser Führer, ein waschechter Quechua. Die anderen sind 2 wesentlich jüngere Studenten aus Stanford und 1 IT-Experte aus Kalifornien.
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4 Uhr morgens: es ist kalt und viiiieeeel zu früh für mich |
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auf in den Zug nach Machu Picchu |
Wir lernen als erstes wie man Machu Picchu korrekt ausspricht. Wenn man „Pitschu“ sagt, dann heißt das eigentlich „Penis“ auf Quechua, ist also nicht besonders empfehlenswert. Korrekt sagt man „Piktschu“.
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unsere Wandertruppe |
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Los geht's! |
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gleich zu Beginn ne Hängebrücke ... ich bin "begeistert" |
Der Inka-Trail verbindet verschiedene kleine Siedlungen der Inkas. Cusco, unser Ausgangspunkt, war bis ins 15. Jh. die Hauptstadt der Inkas und damit extrem wichtig. Die Spanier haben alle Tempel und Paläste der Inkas im Rahmen der Kolonialisierung zerstört bzw. in Kirchen umgewandelt. MP wurde glücklicherweise von den Spaniern nie entdeckt, sondern erst 1911 von einem Amerikaner namens Hiram Bingham. Daher ist diese Stadt komplett erhalten geblieben. Ein Segen für uns Touristen.
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von oben sieht man den Zug mit dem wir gefahren sind |
Unsere Wanderung ist ein angenehmes (Martin) / anstrengendes (Kerstin) auf und ab mit vielen Pausen für Erklärungen und um die Landschaft zu genießen. MP ist auf 2.400m Höhe, was 1.000m niedriger ist als Cusco. Daher kommen wir mit der Höhe relativ gut zurecht. Den Rest erledigen der Coca-Tee und die Coca-Bonbons, die man lutschen soll gegen Höhenkrankheit.
Wir haben ein
leckeres Mittagspacket im Rucksack, es gibt Quinoa mit Gemüse bzw. Hühnchen.
Das beste Wanderessen, das wir je bekommen haben. Auch mit dem Wetter haben wir
viel Glück und es ist angenehm warm. Um diese Jahreszeit beginnt die Regenzeit
und bei Regen wäre alles nicht so gut sichtbar. Mal abgesehen davon, dass
Kerstin Regen plus Wandern als Kombination extrem unvorteilhaft findet, was sich
in der Regel in schlechter Laune äußert.
xx
Das Besondere an der Wanderung ist, dass wir über das Sonnentor nach MP kommen und nicht über den Zugang, wie alle „normalen“ Besucher. Wir erreichen das Sonnentor gegen 16 Uhr und haben dann noch etwas Zeit, um ein paar Fotos von diesem erhöhten Standpunkt zu machen.
Eine halbe Stunde weiter und wir sind am oberen Punkt von MP, wo es Lamas gibt und wir eine Weile für Lama-Selfies stoppen. Am ersten MP Tag sehen wir die Ruinen nur aus der Ferne und schießen eine Menge Fotos von der wunderbaren Aussicht.
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direkt oberhalb von MP |
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der Wanderkollege verliert fast seinen Hut |
Von MP fahren wir
kurz vor Sonnenuntergang mit dem Touristen-MP-Shuttle-Bus 30 Minuten
Kurvenstrecke in den Ort Aguas Calientes (AC ... 4.500 Einwohner | auf 2.040 m Höhe). Dieser ist für die meisten Besucher der Ausgangspunkt für MP. Der
Ort kann nur per Zug oder zu Fuß erreicht werden und besteht hauptsächlich aus Hotels,
Restaurants und Massage Spas. Nach dem langen Tag freuen wir uns auf ein
Abendessen und eine warme Dusche. Obwohl wir (also
Kerstin) recht müde sind vom Wandern, erkunden wir AC noch etwas und schauen
ein lokales Freitag-Abend Fußballtournier an.
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Innenstadt von Aguas Calientes, fühlt sich an wie ein Skiort in den Alpen abzüglich Schnee |
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beim Abendessen mit unserer Truppe, der Zug fährt direkt am Tisch vorbei |
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Abendstimmung in Aguas Calientes |
Samstag 9.9.
Am zweiten Tag erkunden wir MP „richtig“. Coco sagt, dass wir bei Sonnenaufgang da sein müssen, um die Menschenmassen zu vermeiden, die ab 7 Uhr da sein werden. Daher müssen wir den ersten Bus nehmen um 5:30 Uhr, also klingelt der Wecker schon wieder mit den Hühnern, um 4:30 Uhr.
Coca-Blätter am Frühstücksbuffet |
Unser Guide erklärt uns die vermutliche Nutzung von MP, da es nicht genau bekannt ist, was der Grund war eine Stadt so ausgesetzt in den Bergen zu bauen. Eine Theorie ist, dass MP als Art Universität genutzt wurde, um den neuen Führern der Dörfer im Inka Reich das Wissen zu übermitteln.
Insgesamt ist MP wirklich sehr schön und mystisch. Die meisten Häuser und Tempel sind noch vollständig erhalten. Der Aufwand und die Präzision mit denen die Anlangen gebaut wurden, ist atemberaubendund. Unvorstellbar, dass die Abfluss- und Wasserverteilung immer noch funktioniert. Man könnte jederzeit in MP wieder Menschen ansiedeln und den Ackerbau neu starten.
die 4-Tages Wanderer des Inka-Trail sind dreckiger als wir |
Coco hat noch eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass es heute nicht viele Touristen geben wird, die in MP rumlaufen, weniger als die üblichen 2.500 Touristen (vor Covid waren es bis zu 5.000 täglich). Die schlechte Nachricht ist, dass die Zugstrecke von AC nach Ollantaytambo gesperrt ist, da es über Nacht eine Schlamm-Lawine gegeben hat und und daher derzeit kein Zug nach MP kommt und zurück (deswegen die wenigen Touristen). Coco ist aber hoffnungsfroh, dass wir noch heute wie geplant nach Cusco kommen werden.
Etwas nervös sind wir nun, da wir am nächsten Tag eine once-in-a-lifetime Bahfahrt gebucht haben. Wir haben noch ein paar Stunden Zeit uns die Zeit selbst zu vertreiben und wandern im Tal noch entlang der Bahnstrecke (die heute keine Züge hat).
Aber wie vorhergesagt, kommen wir, nur mit etwas Verspätung, in den Zug und nach Cusco. Also alles gut.
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gutes Gespräch im Zug mit Wandergästen aus Colorado, USA |
Wir haben von den beiden Tagen in MP so viele Eindrücke mitgenommen, die wir erstmal verarbeiten müssen. Die Bauten, die Gegend, die Landschaft ... alles so spektakulär und erstaunlich, wie vor so vielen hunderten von Jahren, mit den damaligen einfachen Geräten, ohne Rad und ohne Hammer, so eine tolle Stadt entstehen konnte, haben uns sehr fasziniert. Wir sind sehr froh, dass wir das mit eigenen Augen sehen konnten.
Sonntag 10.9.
Schon wieder klingelt der Wecker früh, diesmal um 6:15 Uhr. Um 7:50 Uhr müssen wir an der PeruRail Bahnstation sein. Unser Hotel ist nur 10 Minuten zu Fuß entfernt ... Martin hat vorausschauend gebucht.
Heute stehen 10,5
Stunden Zugfahrt an, von Cusco nach Puno. Eine der höchsten (4. höchste) und
schönsten Zugstrecken der Welt. Die Zugstrecke wird nur von einem Touristenzug
befahren, der 3 mal die Woche hin und dann wieder zurück fährt. Man wird mit
Kaffee und Musik empfangen und zu seinem Platz geleitet.
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zuerst Koffer abgeben |
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sehr nette Begrüßung |
Wir sitzen in holzgetäfelten Wagons in bequemen Sesseln. Frühstück kann zusätzlich bestellt werden, Mittagessen und Kaffee/Kuchen sind im Preis enthalten. Da wir schon im Hotel ein Frühstückshäppchen gespeist hatten, lassen wir die Frühstücksbestellung aus, werden aber von unseren Nachbarinnen mit einem Brotkorb versorgt, da sie selbst kein Brot essen und es in ihrem Frühstück inklusive war.
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zu leckerem Brot sagt ein Deutscher nie nein |
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Speisekarte |
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unsere Nachbarinnen aus Vancouver, Kanada |
Das Highlights des Zuges ist der letzte Wagen mit einer Bar und einer Aussichtsplattform. Von der kann man tolle Fotos machen, auch da der Zug nicht sehr schnell unterwegs ist.
Es gibt 2 peruanische Musikeinlangen und eine Alpaka-Modenschau (mit Verkauf), so dass die 10,5 Stunden zwar nicht wie im Flug vergehen, aber die Reise doch sehr kurzweilig ist.
Unterwegs gibt es viel zu sehen und wir machen viel zu viele Fotos. Die Landschaft ändert sich von grünen Bergen zu weiter Steppe auf der andischen Hochebene. Es gibt einfache Dörfer, Felder, verschiedenste Tiere (Lamas, Hunde, Schafe, Kühe, Schweine, Pelikane, etc) und von Stunde zu Stunde unterschiedliche Landschaft zu sehen.
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zwischendurch wird auch mal gearbeitet: bester Arbeitsplatz der Reise bisher |
Am höchsten Punkt von ca. 4.300 m Höhe machen wir einen Stopp von ca. 10 Minuten. Beeindruckend auch, dass wir streckenweise 4G Datenempfang haben und aus dem Zug drei WhatsApp-Calls machen können, und mit unseren Familien in D dieses einmalige Erlebnis live teilen zu können.
Unser Magen kommt definitiv nicht zu kurz während der Fahrt. Es gibt zahlreiche kulinarische Genüsse, alle beste Qualität.
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neugierig auf die WC Situation? So schaut's aus hier. |
Gegen 17 Uhr fahren wir durch den Ort Juliaca, wo gerade Markt direkt auf den Gleisen stattfindet. Sobald der Zug ersichtlich ist, weichen alle Verkaufsstände, Menschen, Tiere zur Seite, um den Zug passieren zu lassen. Keine Sekunde später wenn wir vorbei sind, schließt sich die Lücke wieder.
Noch ein paar letzte Sonnenuntergangsbilder aus dem Zug. Gegen 18.30 Uhr kommen wir in Puno am Titicaca See an, wo wir die nächsten Tage verweilen werden.
Übrigens:
Wenn du genau sehen möchtest, wie toll die PeruRail Zugfahrt tatsächlich ist, dann schau das YouTube Video von Kara and Nate an, die vor einigen Monaten die gleiche Strecke gefahren sind und die Zugfahrt wundervoll mit der Kamera festgehalten haben:
https://youtu.be/-lD9eSdlfzo?si=Xmr1OBBrnp3x2wYh (auf Englisch)
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