Samstag 14.10.
Am Grenzübergang Bolivien - Chile geht es meinem Kopf gar nicht gut. Der ist vollkommen durch den Wind von der Nacht auf 4.500 Meter und ich habe mächtige Kopfschmerzen. Wir müssen ewig an der chilenischen Einreise warten im Bus. Erst nach 20 Minuten oder so können wir aussteigen und zur Passkontrolle. Danach muss noch alles Gepäck durch den Sicherheitscheck geschoben werden. Mir ist schwindelig und der Druck am Kopf zieht bis ins Auge nach vorne. Typische Anzeichen von Höhenkrankheit. Wir Zeit, dass es bergab geht!
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Reiseroute Chile und Argentinien
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Endlich geht es nach San Pedro de Atacama und damit mächtig bergab. Wir verlieren 2.400 hm und sind "nur" noch auf 2.400 Meter über Null. Damit können wir nicht nur besser atmen, sondern sind auch in einer anderen Klimazone gelandet. Es wird bis zu 30 Grad warm und wir sehen wieder Flip-Flops und kurze Hosen (kurze Hosen hatten sonst nur die Iren auf unserem Salt Flats Trip an).
San Pedro de Atacama ist wie Uyuni ein Ausgangspunkt für Vulkane, Wüsten, Sternbeobachtungen, etc. und damit voller Touristen. Allerdings fühlen sich die Orte sehr unterschiedlich an. San Pedro ist warm und westlicher was Restaurants und Touristenangebote angeht. Chile ist das reichste Land in Südamerika. Auch wenn wir noch nicht viel gesehen haben, bekommen wir einen ersten Eindruck davon.
Heute machen wir nicht mehr viel und holen viel Schlaf nach. Nach einen ersten Nickerchen finden wir um die Ecke einen Biergarten mit viel Grün und tollen krossen Baguette. Nach den letzten Tagen im Nirgendwo der Salt Flats eine Reizüberflutung. Am Abend finden wir noch ein veganes Restaurant und Kerstin ist in Heaven.
Sonntag 15.10.
Nach einer erholsamen Nacht mit nur einer Decke (statt 3-4 wie die letzten Wochen) wollen wir heute die Teufelsschlucht erkunden. Diese ist unweit von unserem Ort und mit dem Fahrrad zu erreichen. Wir finden einen Fahrrardverleiher und dieser hat auch ein Tandemfahrrad im Angebot. Mit dieser Lösung muss ich Martin nicht ständig hinterher rasen .... allerdings muss ich mein Treten seinem anpassen, ich bin mir nicht sicher, ob das besser ist, als alleine fahren. Tandemfahren fördert auf jeden Fall die Partner-Kommunikation, soviel ist sicher ;-)
Die Fahrt in die Schlucht war nicht zu lang und wir waren noch nie in einer Schlucht, die man mit einem Fahrrad erkunden konnte.
Am Nachmittag werden die letzten Tage in den Salt Flats im Blog geschrieben und eines der größten gemeinsamen Abenteuer für den nächsten Tag vorbereitet. Ich schlucke auf alle Fälle schon mal zwei Tabletten über den Tag verteilt gegen Höhenkrankheit.
Montag 16.10.
Wenn mir am Samstag am Grenzübergang Bolivien - Chile jemand gesagt hätte, dass ich 48 Stunden später auf einen 5-tausender hochlaufe, hätte ich einmal laut gelacht. Oder auch nicht, denn da hatte ich gerade null Kraft und mein Kopf war wegen der Höhe auf 4.500 Meter am Anschlag.
Doch so kann es gehen. Martin spricht schon seit Wochen davon, dass er den Vulkan Licancabur (5.916 Meter) in Bolivien hoch will. Eigentlich hätte das am Samstag passieren sollen. Doch wir konnten in Uyuni leider keine Tour für ihn organisieren. Und im Nachhinein auch gut, denn er hätte an dem Tag 2 Tage Bananen- und Nudel-mit-Nix-Diät hinter sich. Beste Voraussetzung für eine intensive Wanderung ;)
Gleich nach Ankunft in San Pedro am Samstag sind wir durch die Stadt getigert, um uns nach möglichen Touren für Martin für heute zu erkundigen. Angeboten wird immer der Gipfel des Cerro Toco, ein Ex-Vulkan, der vor mehr als 10 Mio Jahren das letzte Mal gespuckt hat. Der Gipfel liegt auf 5.604 Meter, für Martin also ne Frühstückswanderung.
Eigentlich war mein Plan ihn alleine ziehen zu lassen, doch so gut akklimatisiert werde ich nie wieder sein. Seit Wochen schon sind wir ständig über 3.500 Metern und zuletzt auf 4.500 über Nacht. Wenn ich mal einen 5-tausender erklimmen will, dann jetzt oder nie. Also komme ich mit.
Zum Frühstück gibt‘s altes Baguette von gestern mit Nutella plus Höhenkrankheitstablette #3.
Um 8 Uhr werden wir abgeholt. Mit uns im Auto sitzen zwei Studentinnen aus Frankreich und der Schweiz und ein Polizist aus Brasilien.
Wir fahren eine halbe Stunde aus dem 2.430 Meter hoch gelegenen San Pedro auf schön ausgebauter Straße raus, bevor unser Guide David dann auf 4x4 umschaltet und es weitere 30 Minuten ziemlich hüpfig und kurvig auf 5.200 Meter hoch geht.
Krass wie unterschiedlich Autos unebene Fahrbahn abfedern können. Im Toyota Landcruiser, mit dem wir 3-Tage in Salar de Uyuni unterwegs waren, ist man geschwebt wie in einer Sänfte. Doch heute im Toyota 4Runner wird man unsanft hin und her geschaukelt, so dass ich mir meine Knie mit Jacken abpolstern muss.
Nach dem Aussteigen legen wir noch einige mehr Schichten an. Ist dich etwas frischer hier oben. Ich habe alles an Wanderausrüstung an, das ich aufbieten kann. Knieschoner, Wadenschoner, Buff, gefütterte lange Unterhose und langes Oberteil, Wanderstöcke …
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Los geht's!
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Es geht schleichend los, im Schneckentempo. Zuerst denke ich, dass wir bei dem Tempo nie oben ankommen. Doch das muss so sein. Ab einer gewissen Höhe setzt man schneckig einen Fuß vor den anderen. Damit soll der Höhenkrankheit vorgebeugt werden, die man oft bekommt, wenn man zu schnell ansteigt.
Nach einer halben Stunde und 100 Meter Steigung gibt‘s das erste Päuschen. Der Brasilianer schmeisst ne Runde Coca-Bonbons. Ich nehme alles, was gegen eventuelle Kopfschmerzen hilft. Martin schleppt einen halben Supermarkt an Schokoriegeln und Getränke im Rucksack, der wird schon um Kitkat erleichtert.
Die nächsten 100 Meter Höhe fühlen sich meine Beine etwas an wie Gummi. Ob das gut geht? Zum Glück habe ich Stöcke, die dafür sorgen, dass ich nicht wegknicke.
Am nächsten Stopp wieder etwa 100 Meter höher pushen wir uns mit Schoko-Müsliriegeln und Schoko-Erdnussriegel. Ausserdem entscheide ich mich für eine Portion Ibuprofen Migräne, man kann ja mal vorbeugen, auch wenn bisher mein Kopf unerwartet gut mitmacht.
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unser Guide David
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Weiter geht‘s im bekannten Schneckentritt bis 5.600 Meter zum. letzten Stopp. Es wird nochmal mit Coca-Bonbons und Äpfeln nachgeholfen. So schaffen wir es auch gut in 1:51 (statt offiziell 2:30) Stunden auf den Gipfel.
Fantastischer Ausblick von hier oben auf offiziell 5.604 Meter.
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mein Handy-Compass zeigt mehr Höhe an
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Runter geht‘s schneller. Wir rutschen mit den Fersen im sandigen Untergrund runter und sind in 34 (statt geplant 60) Minuten zurück am Auto.
Die junge Französin hatte seit dem Gipfel arg mit der Höhe zu tun, doch mir geht‘s erstaunlich prächtig. Erst als wir zurück in San Pedro im Hostel sind, uns aus den gefütterten Wanderklamotten zurückschälen in solche, die 30 Grad Sonne vertragen, fühle ich mich schwindelig. Mein Körper ist vollkommen verwirrt von der Mischung aus Höhenkrankheitstabletten, Ibuprofen, Coca, Höhe, Kälte, Hitze, nicht gescheit Schlafen letzte Nacht, zu viel schokoladiger Zucker, …
Wir gehen schnell um die Ecke vom Hostel was essen, bevor wir unsere Koffer zum Busbahnhof rollern. Dort treffen wir uns auf einen Abschiedskaffee mit Nina und Giuseppe.
Für uns geht es um 16:30 Uhr mit dem Bus weiter nach Calama, während die beiden San Pedro noch etwas genießen werden. Vielleicht ergibt sich auf der zukünftigen Route ein Wiedersehen, da wir alle gen Süden unterwegs sein werden bis zum 20. Dezember.
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kurz vor Calama: die ersten Windräder in Südamerika ... plus riesige Photovoltaik Anlage
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In Calama (180.000 Einwohner) beziehen wir ein sehr hübsches Airbnb im 19. Stock mit Walk-In-Closet .. ich will gleich richtig einziehen. Plus: es gibt hier die erste RICHTIGE Waschmaschine in Südamerika in einem Airbnb. Vor kurzem hatten wir schon mal eine in Sucre, aber die war eher ein amerikanisches schwing-rechts-schwing-links Modell.
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Ausblick aus dem 19. Stock
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Der Gang in den Supermarkt zeigt, dass deutsche Produkte aktuell gerade Hochsaison haben. Es gibt eine Menge Produkte von Kühne, Paulaner, deutsche Kekse, Vollkornbrot, Schattenmorellen, Senf und vieles mehr. Überhaupt ist der von uns besuchte Supermarkt "Jumbo", der erste der annähernd was mit Edeka & Co, wie man sie in Deutschland kennt, zu tun hat. Gibt sogar veganen Käse und Tofu, beides bisher in Südamerika nie auffindbar.
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man beachte die Fässer |
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Guten Abend aus dem Hochhaus
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Dienstag 17.10.
Die nächsten beiden Tagen machen wir nicht viel Spannendes. Am Nachmittag gehen wir kurz raus und spazieren 30 Minuten durch Calama zu einem Massagesalon, den ich im Internet ausfindig gemacht habe. Sowohl in Bolivien, als auch bisher in Chile, ist's mit Massage eher sporadisch als Angebot. Yoga ... auch eher nichts.
Mittwoch 18.10.
Gleicher Vormittag wie gestern, außer dass ich bereits um 7:45 Uhr vor dem Laptop sitze. Virtuelles Coworking mit meiner Freundin Lisa, die in Dubai ist.
Am Nachmittag gehen Martin und ich in ein Coworking Cafe, das wir gestern durch Zufall entdeckt haben. Dort am Eingang ist schon alles auf Halloween dekoriert. Ob die Leiche an der Seite vom Bild ihre Rechnung nicht bezahlt hat?
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Bushalte-Wartestelle in Calamar ... ich sitze allerdings nur kurz fürs Foto
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Donnerstag 19.10.
Der frühe Vogel fängt … na egal. Jedenfalls stehen wir um 7 Uhr am Flughafen in Calama.
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in Chile hat es überall solche Photovoltaikanlagen
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Landeanflug auf Santiago de Chile
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Flug #1: Calama - Santiago de Chile (Abflug 9 Uhr, 2 Stunden Flug)
Flug #2: Santiago - Buenos Aires (Abflug 14:20 Uhr, 2 Stunden Flug)
Flug #3: Buenos Aires - Montevideo (Abflug 19:30 Uhr, 50 Minuten Flug)
Drei Flüge am gleichen Tag hatte ich (glaube ich) noch nie. Aber Uruguay ist etwas kompliziert zu erreichen. Daher das nötige Flüge hüpfen.
Auch das hatte ich noch nie: 3 Mahlzeiten an drei Flughäfen an einem Tag.
- Frühstück: Rührei mit Butterbrot in Calama.
- Mittagessen: Pizza in Santiago.
- Abendessen: Baked Potato und Gemüse in Buenos Aires.
Der Flughafen in Santiago gefällt uns auf den ersten Blick. Alles neu, modern, man könnte auch in Frankfurt sein. Am Morgen hatte ich noch gegoogelt, ob es in Montevideo einen The Body Shop gibt. Ich brauche dringend Handcreme und mit Naturprodukten war das bisher so eine Sache.
Kaum aus dem Flieger raus im Domestic Terminal laufe ich schon gegen einen „The Body Shop“. Kerstin im Himmel und der Koffer um eine Handcreme schwerer. Überhaupt sind die Koffer ziemlich schwer aktuell: 23kg und 23,5kg. Beim Hinflug vor 2,5 Monaten waren das noch 19kg und 20,5kg. Allerdings sind derzeit Martins Wanderschuhe plus eine auf einen schönen Abend wartende Paulaner 0% Bierdose im Koffer.
Außerdem wird in Santiago das Handgepäck um eine Starbucks Tasse reicher. Erst unsere zweite in Südamerika, außer Medellín.
In Santiago müssen wir alles Gepäck abholen und neu einchecken und vom nationalen auf das internationale Terminal wechseln. Die letzte Zeit waren wir immer an winzigen Flughäfen, wo beides stets im gleichen Terminal war. Heute müssen wir etwas laufen, aber Bewegung ist ja angeblich gut.

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Mittagessen in der California Pizza Kitchen
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Auch der Flughafen in Buenos Aires ist westlich geprägt. Wir freuen uns über solche Kleinigkeiten wie frisch abgepackte Salate, Sandwiches wo auch mal ein Salatblatt zu sehen ist und andere gesunde Angebote, die wir in letzter Zeit an den Flughäfen doch sehr vermisst haben.
Um 19.30 Uhr geht es weiter nach Montevideo, Uruguay, unser Land #7 auf dieser Reise durch Südamerika.
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