Montag 27.11.
Puerto
Montt. Puerto Varas. Punta Arenas. Puerto Natales. Arreggghhh. Ich bin
vollkommen konfus, wann wir jetzt in welchem Punta-Puertas irgendwas
sind.
Hatte ein Yogastudio für die nächsten Tage gegoogelt für
Punta Arenas, aber jetzt sind wir gar nicht da, sondern in Puerto
Natales. Ich checks einfach nicht, auch wenn ich Martin schon 5x gefragt
habe, wann wir wo sein werden.
Heute jedenfalls fliegen wir definitiv von Puerto Montt nach Puerto Natales und bleiben dort bis Donnerstag.
Unser
netter quasseliger Uber Fahrer kommt aus Venezuela und endlich verstehe
ich mal wieder jemanden gescheit. In Venezuela wird ein sehr deutliches
Spanisch gesprochen. Ganz im Gegensatz zu dem chilenischen Genuschel,
das bei mir links rein und rechts ungefiltert wieder raus geht.
Fühlt
sich etwas komisch an wieder mit den Koffern zum Taxi zu laufen und das
Prozedere der Anreise zu einem Flughafen-Gate zu durchlaufen. Kaum 4
Wochen nicht im Flieger und stattdessen im Camper gewesen und alles
fühlt sich erstmal fremd an.
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Frühstück am Flughafen |
Unser Koffer kommt schneller an in Puerto Natales am Kofferband als wir. Kaum 5 Minuten gelandet, ein paar Fotos geschossen von den patagonischen Berglandschaften und der Koffer wartet bereits auf uns.
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Torres del Paine von oben |
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Torres del Paine von oben |
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Puerto Natales von oben |
In Puerto Natales fühlen wir uns in unserer Unterkunft sofort wohl. Es ist gemütlich warm - die Heizung funktioniert prächtig, was gut Pluspunkte auf meiner Wohlfühlen-Skala gibt. Wir vergleichen PN mit Uyuni in Bolivien, wo wir vor einigen Wochen waren. Beide Orte sind DIE Ausgangspunkte für besondere Gegenden. Uyuni für die Salzseen. PN für Torres del Paine.
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die Schlüssel zum Airbnb sind meist in einer Schlüsselbox deponiert |
Doch was für ein Unterschied zwischen den beiden Orten. PN ist aufgeräumt, die Straßen sind geteert, es gibt nette Restaurants. Uyuni hatte fast nur sandige Straßen, es gab definitiv weniger gut aufgeräumte Infrastruktur und ich hatte echt Mühe ordentlich atmen zu können, aufgrund des Sandes in der Luft.
PN wurde erst 1911 gegründet und liegt mit seinen 18.000 Einwohnern nur 3 Meter über dem Meeresspiegel. Ich hoffe wir saufen nicht ab, während wir hier sind ...
Dienstag 28.11.
Kerstin arbeitet und ich (Martin) mache eine kleine Wanderung. Ich fahre mit einem Uber 25 Minuten außerhalb von Puerto Natales. Dort gibt es einige kleine Felsen und Höhlen. Ich wandere zu allen 3 Höhlen und 2 Aussichtspunkten. Habe Glück mit dem Wetter, nicht zu windig und es nieselt nur ganz leicht.
Die Höhlen sind berühmt, da dort Knochen vom Milodón gefunden wurden. Das ist ein 3-4 Meter großes am Boden lebendes Faultier, welches vor ca. 10.000 Jahre gelebt hat. Auch wurde dort der Nachweis der ersten Menschen in Patagonien gefunden, die in den Höhlen zur selben Zeit auch waren.
Zurück wollte ich per Anhalter fahren, da es hier keine Taxis oder Busse gibt. Ich finde aber ein Pärchen, welches mich mit nimmt. Sie gehören zu einer 7-köpfigen Reisegruppe der Zeugen Jehovas. Da es gerade heftig zu regnen anfängt, beschließen sie ohne Umwege nach PN zu fahren und mich mitzunehmen. Keiner von ihnen kann Englisch, aber wir tauschen uns über unsere Reisepläne per Google-Übersetzer prima aus.
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Wanderweg zur Höhle |
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Haupthöhle |
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ein Mylodon |
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kleinere Höhle |
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Wanderweg ist gut ausgeschildert |
Mittwoch 29.11.
Heute passiert nicht so viel. Kerstin ist fleißig und arbeitet am Vormittag von der Santander Bank aus. Meines Erachtens ist das die Bank der Zukunft. Man kann hier ganz normal seine Bankgeschäfte erledigen, aber auch seinen Laptop mitbringen, sich einen Kaffee bestellen und ein paar Stunden gemütlich arbeiten.
Ich (Martin) hole in der Zwischenzeit unseren Mietwagen vom Flughafen in Punta Arenas ab. Das ist ca. 3 Stunden (230km) mit dem Bus entfernt. Ich komme etwas früher an als der Wagen bestellt ist. Leider kann ich den Wagen nicht früher bekommen. Der Flughafen ist so klein, dass der Schalter nur für die Zeit besetzt ist, für die jemand ein Auto bestellt hat 😩 Endlich im Besitz unseres Suzuki, den wir Frío (= Spanisch für "kalt") taufen, fahre ich dann die einsame und windige Stecke zurück.
Donnerstag 30.11.
Heute geht es in den Nationalpark Torres del Paine, das Highlight von Patagonien. Wir fahren 2 Stunden von unserem Airbnb in Puerto Natales.
Die Straße im Nationalpark ist sehr schlecht und hat wahnsinnig viele Schlaglöcher. Frío muss einiges aushalten. Zu Mittag gibt es Käsenudeln im Auto ... soweit sind wir schon von Bio-Lebensmittel zu Fertigzeugs gesunken ;) haha ... nein, Spaß beiseite. Es gibt nichts wirklich zu kaufen unterwegs, Chile ist teuer und wir hatten keine Lust auf kalte Brote.
Zuerst müssen sich nach Einfahrt in den Nationalpark Torres del Paine alle Besucher registrieren. Dafür kauft man sich vorab ein Ticket, das man dann nur vorzeigen muss.
Für den Nachmittag haben wir eine Bootsfahrt mit Fähr-Katamaran gebucht. Sie führt über einen See zum Grey-Gletscher, der in den See mündet. Vom Parkplatz aus läuft man 35 Minuten zum Boot an einem einsamen Strand entlang. Schon auf dem Weg zur Fähre sehen wir einen Eisberg, der an den Strand gespült wurde.
Der Gletscher ist sehr beeindruckend. Wenn die Sonne sich zeigt, hat es ein tolles eisiges blau. Das Wetter hier ist sehr abwechslungsreich- alle 5 Minuten wechselt es zwischen Sonne und Regen, und streut manchmal etwas Schneeschauer mit ein.
manchmal sieht man durch die Scheibe nix - so viel regnet es |
Die Landschaft selber ist majestätisch. Spektakuläre Berge mit Schneespitzen, Seen und eine weite Graßlandschaft. Nicht ohne Grund gibt es hier viele Touristen. Es gibt auch einige mehrtägige Wanderwege ‚W‘ und ‚O‘, die sehr beliebt sind, die wir aber auslassen.
Auf dem Rückweg von der Fähre zum Auto müssen wir wieder 35 Minuten den Strand entlang laufen. Diesmal duscht es richtig und wir sind in einer Minute von oben bis unten klatschnass. Zudem ist es kalt hier, was für meine Gelenke echt sch.. ist.
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patschnass am Strand entlang zurück zum Auto |
Wir übernachten IM Torres del Paine Park. Es gibt nicht viele Möglichkeiten dafür und dementsprechend gefragt und teuer sind die auch. Angebot und Nachfrage eben. Unsere Unterkunft ist auf einer kleinen Insel und hat im Aufenthaltsraum den besten Ausblick auf die Landschaft.
Insgesamt ist der Park bezüglich Unterkunft und Essen recht teuer, aber jedesmal reinfahren von Puerto Natales aus dauert zu lange. Daher beißen wir in den sauren Apfel und zahlen die schlappen 170€ pro Nacht für mittelmäßige Zimmer, essen dafür aber tagsüber Fertigkram und Abends auf dem Zimmer die mitgebrachten Tupperdosen mit Reissalat.
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Parken muss man am Ufer und dann mit Sack und Pack über den Steg laufen |
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unsere Haustiere |
bester Ausblick vom Büro, den wir je hatten |
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über mangelnde Frischluft im Zimmer können wir uns nicht beschweren |
Freitag 1.12.
Heute steht ein ganz spezieller Wanderweg auf dem Programm, damit wir wenigstens einmal in Patagonien gewandert sind. Vom Hostal aus fahren wir noch 50 Minuten ins Parkinnere. Wir hoffen auf weniger Regen als gestern, Fingers crossed.
Erstes Highlight des Tages: wir beobachten nach ca. 20 Min. Fahrt einen Puma, der seinen Kopf aus dem grünen Dickicht reckt (siehe Video unten).
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ab und an wird die Schotterpiste von Asphalt durchbrochen |
Nach dem Regen von gestern sind wir heute besser vorbereitet. Wechselklamotten griffbereit im Auto. Schirme im Rucksack und Regencapes im Bund, so dass man superschnell darauf zugreifen kann. Nur eine Schicht Hose statt zwei wie gestern, so dass die Hose leichter wieder trocknen kann. Wechsel-Leggins im Rucksack, damit ich mich bei Nässe zumindest einmal trockenlegen kann.
Doch all das brauchen wir nicht. Wir haben schönstes Wetter die ganze Zeit. Als ob der Wettergott für gestern wieder was gut machen wollen würde.
Zuerst muss man wieder einchecken. Letzte Pipi-Pause. Um 9:10 Uhr machen wir die ersten Schritte am Weg. Wir sind aktuell auf 130 Höhenmeter.
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hier sortieren sich alle Wanderer zum Start |
Lass dich einfach von den Bildern inspirieren.
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wir laufen bei Bilderbuchwetter los |
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Brücke #1, es sollen noch eine Menge folgen |
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wunderschöne rote Blumen immer wieder zwischendurch auf dieses Ebene |
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Paso de los Vientos - Pass der Winde ... und es windet tatsächlich, so dass man aufpassen muss nicht den Abhang runterzusegeln |
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unerwartet taucht eine Hütte auf, warm und kuschelig, ich will da bleiben, aber meine Wandergemse will weiter, also nix mit heißer Schoki |
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alle die den 4-Tages-Hike machen, können hier übernachten ... kostet auch 'nur schlappe' 1.700$ für die Mehrtagestour |
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Snack-Break |
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ab hier noch ca. 1 Std Anstieg |
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ab jetzt heißt es über Steine steigen - das Wandern in Dubai hat uns gut vorbereitet |
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erste Blicke auf unser Ziel - Schnee in Sicht |
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weiter, weiter, das schöne Wetter treibt uns voran |
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das Ziel in Sicht |
Der Ausblick ist unbeschreiblich. Doch wir bleiben nur ein paar Minuten, um einige Fotos zu schießen. wir hatten bisher so ein wahnsinniges Glück mit dem Wetter, dass wir es nicht herausfordern wollen. In der Ferne sehen wir dunkle Wolken anziehen. Außerdem peitscht der Wind wie verrückt über die Berge, so dass man schnell auskühlt. Also nichts wie weiter, denn wer hoch läuft muss irgendwann auch wieder, auf dem gleichen Weg, nach unten.
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wieder vorbei am Paso de los vientos |
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wir sind wieder im Tal, jipiiieeee |
Um 17:00 sind wir am Auto zurück. Inklusive 3x 10 Minuten Pause war das eine Mammuttour, zumindest für mich. Die letzte Stunde mag weder mein linkes Knie noch mein Rücken weiter laufen, sonst wären wir sicher eine Stunde früher fertig gewesen. Dennoch wird die Tour zum Torres del Paine auf meiner Skala der 1-Tages-Touren den Spitzenplatz der monumentalsten und beeindruckendsten unserer Wanderungen einnehmen.
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Rückfahrt am See entlang |
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Blick auf unser rotes Hostal - die warme Dusche ist quasi schon in Sicht |
Nach der Anstrengung heute und dem wenigen Essen untertags, belohnen wir uns mit Abendessen im Hostal. Inklusive wunderbarem Ausblick auf die Berge und den Sonnenuntergang - der übrigens hier aktuell nicht vor 21:45 Uhr stattfindet.
Samstag 1.12.
Wir verlassen die spektakuläre Torres del Paine Gegend nach dem Frühstück. „Zum Glück“ ziehen wir weiter, denn der Handy-Foto-Speicher läuft hier schneller voll als anderswo.
Eigentlich wollten wir im Nationalpark noch ein YouTube Video drehen, aber das Wetter ist uns nicht gewogen. Es ist windig, nieselt und hätte schlichtweg unser Stativ (und mich) weggefegt. Also gibt es nur ein paar speudo sportliche Fotos.
Heute stehen 4,5 Stunden Fahrt auf
dem Tacho. Über Löcher mit Straße außenrum geht es vom Hostal etwa 1,5 Stunden
zurück nach Puerto Natales und dann weiter südlich nach Punta Arenas (wo
Martin am Mittwoch schon unseren Wagen abgeholt hatte), der südlichsten
Großstadt von Chile.
Punta Arenas liegt auf 34 Meter Höhe und
hat 127.000 Einwohner. Von hier aus kann man Touren zu Pinguinen und
Walen machen, wenn die Saison passt. Das steht bei uns allerdings nicht
auf der Agenda die nächsten Tage. Wir sind lediglich hier, um am Montag
mit dem Bus von hier aus nach Argentinien zu fahren.
Die
Fahrstrecke ist etwas gleichförmig. Man sieht schon zehn Kilometer
vorher, wo man in 5 Minuten sein wird. Wir tuckern vorbei an kleinen
Seen, Kühen und Schafen und Pampa-Landschaft. Meist ist es brettleben
und winzige Dörfer kommen nur etwa alle 50 Kilometer vor. Um es kurz zu
halten: die Fahrt ist wenig spektakulär.
kurz vor Punta Arenas tauchen diese Satellitenstationen auf |
Am Abend geht es shoppen, wir brauchen dringend Kleidung, die noch keine 20x in der Lavanderia (=Reinigung) war und dementsprechend aussieht.
Sonntag 3.12.
Wir beginnen den Tag mit einem Videodreh am steinigen Strand von Punta Arenas - mit Blick auf ein Schiffswrack, das passt für die Gegend. Es fühlt sich alles recht grau hier an, nicht nur der Strand. Wenn keine Sonne da ist, und noch dazu Sonntag ist, wo alle Geschäfte geschlossen haben, ist es etwas trist hier am Ende der Welt.
Wir pullern die Heizung in unserem kleinen Auto auf hohe Temperaturen, um aufzutauen, denn es geht den ganzen Vormittag im Freien weiter. Ich habe mittlerweile doppelte Leggins und eine Outdoor-Hose an, um mich warm zu halten.
Kurzer Foto-Stopp am Hafen von Punta Arenas für die üblichen Instagram Fotos mit Orts-Schriftzug im Hintergrund.
Dann weiter zu einem Outdoor Museum über die Geschichte der Seefahrt der Gegend. Alle waren sie da. Magellan. Darwin. Fitz Roy. Die berühmten Seefahrer haben alle hier zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert Station gemacht. In dem Museum gibt es begehbare Nachbauten dieser berühmten Schiffe.
Speziell beim Schiff von Magellan ist erstaunlich, mit welch kleinen Schiffen diese damals die Weltmeere erkundet haben.
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Magellan-Schiff 1519 - 1521 damit in der Welt unterwegs |
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Magellan Schiff |
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hier werden die Seeleute wohl geschlafen haben |
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Beagle II, damit ist Darwin gesegelt |
Den Rest des Nachmittags verbringen wir am Küchentisch im Hostal in Punta Arenas. Da ist es angenehm warm und der Blog kann endlich auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem hat das Wlan eine Download und auch Upload-Geschwindigkeit von 300, was bedeutet, dass wir eine Menge Sachen down-und uploaden werden.
=> Morgen geht es mit dem Bus über die Grenze nach Argentinien. Tschüss Chile!
5 Dinge, die uns in Chile aufgefallen sind:
- Chilenisch ist kein Spanisch. Wenn ein Ausländer Deutsch lernt und dann ins tiefste Niederbqyern kommt, da versteht der auch nix. So kam ich mir oft vor.
- Chile im kalten Regen: grauenhaft grau. Chile bei angenehmem Sonnenschein: traumhaft.
- Kuchen heißt hier Kuchen und Strudel Strudel. Liegt an den vielen Einflüssen der Deutschen, die seit den 1850er Jahren nach Südchile ausgewandert sind und ihre Traditionen mitgebracht haben.
- Autofahren hier ist sehr entspannt, denn es gibt keine Blitzer. Und durch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf max. 120 auf den Autobahnen auch keine Raser.
- Die chilenischen Grenzer sind die pedantischsten ever. Klar, Gemüse und Obst darf man oft nicht mitbringen, aber Honig? Und wenn man nicht die richtigen Papiere dabei hat, kein Zoll-taugliches Spanisch spricht, dann ist so ein chilenischer Grenzübergang ein kleines Abenteuer.
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