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wir besuchen lediglich den rot umrandeten Bereich der Antarktis, der Kontinent ist riesig |
Freitag 8.12.
Wir tun’s! Martin hat mich platt gequatscht, dass ich eingewilligt habe, mich aufs Meer zu begeben.
Die nächsten 11 Tage werden wir auf der ‚World Navigator‘ die Antarktis besuchen - ein recht neues Schiff von 2021. Martin hat vor nicht mal 14 Tagen einen Last Minute Deal für uns organisiert, mit dem wir nun wunderbar im kalten Eis rumschippern können.
Die World Navigator wurde in Portugal gebaut und fährt somit unter portugiesischer Flagge. Betrieben wird unser Schiff von der Atlas Gruppe, die amerikanisch ist. Es fasst ca. 200 Passagiere, ist also ein eher kleineres Expeditionsschiff.
Ab 15 Uhr können wir auf dem Schiff einchecken. Es gibt Begrüßungsgetränke und kleine Häppchen, bevor wir aufs Zimmer begleitet werden. Unser Zimmer ist wunderschön mit Sofa, Arbeitsecke, gemütlichem Bett und großem Bad ausgestattet. Es gibt sogar ein Fenster, das per Knopfdruck halb hoch und runter gefahren werden kann. Ob wir das unterwegs jemals benutzen werden?
Es gibt sogar Wlan an Bord, jeder Passagier hat 1 GB erhalten. Das ist nicht viel, wenn man ein bisschen im Internet surfen möchte, aber besser als nichts. Zum Vergleich: eine Stunde Zoom Call verbraucht ca. 800 MB. Daher müssen wir das Kontingent etwas einteilen, denn jedes weitere GB kostet 80 US$ und das sind Instagram Posts oder Fotos im Blog nicht wert.
Abends gibt es ein 3-Gänge Menü. Man kann sich jeden Gang auswählen und ich muss jetzt schon feststellen, das Essen wird vorzüglich sein. Mein veganes Steak schmeckt traumhaft.
Am Tag zuvor haben wir uns in Ushuaia in der Apotheke mit Tabletten gegen Seekrankheit ausgestattet. Diese nimmt man am Abend vor Reisebeginn das erste Mal und dann die zweite Tablette kurz bevor das Schiff ausläuft. Nebenwirkung: macht müde und schwindelig, so dass ich auch echt platt am Abend bin.
Das einzige, was uns etwas komisch vorkommt, ist, dass wir eigentlich um 18 Uhr losfahren sollten. Um 22 Uhr, als wir zu Bett gehen, liegen wir allerdings immer noch in Ushuaia am Dock. Angeblich war heute Feiertag in Argentinien und irgendwas wurde nicht geliefert.
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Auf zum Schiff |
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hier werden wir die nächste Woche verbringen |
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Unsere Kabine - sehr gemütlich |
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Es gibt 14 Mitarbeiter für die Ausflüge und wissenschaftlichen Erklärungen |
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Sicherheitsbriefing |
Samstag 9.12.
Wir haben die erste Nacht gut überstanden. Wann wir letztendlich ausgelaufen sind, haben wir nicht mitbekommen (gegen Mitternacht, wie wir später erfahren). Die Wellen haben uns anscheinend sanft in den Schlaf geschaukelt.
Der Grund für die Verspätung war, dass wir noch 20 Passagiere vom Schwesterschiff ‚World Voyager’ aufgenommen haben. Dieses andere Schiff hatten wir einige Tage vorher auslaufen sehen. Anscheinend hatte es einige hohe Wellen getroffen und sollte aus Sicherheitsgründen nochmal durchgecheckt werden und war deshalb nach Ushuaia vorzeitig zurückgekehrt.
Uns erwartet ein traumhaftes Frühstücksbuffet, doch esse, zumindest ich, heute eher wie in Indien. Heißt: vorsichtig, damit mir nicht schlecht wird. Also nichts mit Milch, Eier, Fleisch und ähnlichem, was den Magen aufregen könnte. Denn schließlich haben wir noch 2 Tage Drake Passage vor uns und wir wollen die gerne gut überstehen.
Martin hält sich nicht an meine indischen Regeln und isst normal, dafür hängt er aber keine 2 Stunden später auch ordentlich den Rest des Nachmittags über der Spucktüte, wie einige mehr. Mir gehts soweit gut und ich genieße, wieder mit indischer Vorsicht, das Mittagessen, was täglich auch als Buffet serviert wird.
Die Wellen nehmen am Nachmittag zu und erreichen 3, manchmal 4 Meter Höhe. Das ist zwar schaukelig, aber noch relative flach für die Drake-Passsage, es kann auch locker über 10 Meter Wellen haben. Wenn es so bleiben sollte, hätten wir Glück gehabt.
Am Vormittag, als sich viele andere Passagiere übergeben hatten, waren die Wellen nicht so hoch und es hatte auch keine weiße Schaumkrone, dennoch ist das Boot vorne 2-3 Mal auf dem Wasser aufgeschlagen. Je nachdem wo man sich auf dem Schiff befindet, schwankt es mehr (vorne) oder weniger (hinten). Wir haben Glück, unser Zimmer liegt ganz hinten, das vorletzte auf Deck 5.
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Die Tüte beinhalted das Frühstück von morgens |
Heute gibt es über den Tag verteilt immer wieder irgendwelche Vorträge. Mal über die verschiedenen Aktivitäten, wie Kajak fahren oder Camping, die in einigen Tagen angeboten werden, oder Tiere der Antarktis. Zwischendurch ist aber auch immer Zeit für ein Schwätzchen mit anderen Reisenden, z.B. einem netten Rentnerpaar aus München, die seit Oktober mit ihrem aus D überführten Camper Südamerika bereisen. Sie werden 8 Monate unterwegs sein, von Montevideo nach Süden runter und dann hoch in den Norden.
Außerdem habe ich endlich Zeit einige Videos zu bearbeiten, die wir die letzten Wochen gedreht haben. Ich habe 8 unfertige auf der Festplatte, mir sollte also während der ganzen Reise nicht langweilig werden.
Wir kaufen uns auf dem Schiff noch Reisekrankheitspflaster, welche man sich hinter das Ohr klebt. Mal sehen, ob die besser sind als unsere Tabletten - 2 Nächte und 1 Tag brauchen wir noch, bis wir wieder in ruhige Gewässer kommen und die Drake Passage gilt als eine der heftigsten der Welt, was Wellengang angeht. Der Hauptgrund warum ich mich bis kurz vorher geweigert hatte nach Antarktis zu fahren, doch jetzt sind wir nun mal hier und das Geschaukel und Gehopse auf dem Boot während der Drake Passage muss irgendwie überstanden werden.
Bei den Vorträgen lernen wir u.a. dass man nie weiß wie die Reiseroute aussieht. Das wird vom Kapitän täglich neu entschieden, wo wir langfahren, je nachdem wie das Wetter aussieht. Heute erfahren wir in einem der Vorträge eine Menge über die größten Vögel der Welt - Albatrosse. Diese haben eine größere Spannweite als ein Kondor, nämlich bis zu 3,5 Meter. Sechs unterschiedliche Arten von Albatrosse kann man in der Drake Passage sehen, brüten tun diese Vögel in Neuseeland!
Am Abend spreche ich mit dem Organisationsleiter des Ausflugsprogramms, ob ich nicht mal Pilates oder Stretching für die Gäste anbieten dürfte. Wenn das klappt, wäre das klasse! Er will mit dem Cruise Manager sprechen, aber es sieht gut aus für meine Anfrage.
Abends gab es noch ein kleines Swing Konzert vom Reiseleiter, der in seinem früheren Leben Opernsänger war und mit einer fantastischen Stimme gesegnet ist.
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Anprobe Gummischuhe und Jacke |
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auf dem obersten Deck gibt es eine Laufbahn - 8 Runden = 1 km |
Sonntag 10.12.
Vor dem Frühstück sind wir, so wie gestern auch, eine halbe Stunde fleißig im kleinen Fitnessraum. Schließlich müssen wir 3-4x am Tag leckeres Essen ja auch irgendwie wieder loswerden. Und dann lieber durch Sport als durch Spucktüte.
Martin ist wieder fit, dennoch hält auch er sich heute an mein Mantra „Essen wie in Indien“.
Heute gibt es über den ganzen Tag verteilt verschiedene Vorträge. Wir lernen über die Unterschiede zwischen Arktis und Antarktis, wie man coole Fotos aufnimmt, die nicht nur eine Horde Pinguine zeigen, sondern gut komponiert sind, und wie früher und heute die Karten über die Tiefe, Breite, Umfang der Meere erstellt wurden.
Wie immer schlemmen wir uns durch leckeres Essen durch, sowie heute eine adventliche Tee-und-Kuchen-Nachmittagspause.
Am Nachmittag besuchen wir die Brücke. Diese ist zugänglich, solange kein stressiges Manöver zwischen Eisbergen ansteht oder die Crew sich auf hohe Wellen konzentrieren muss. Da die ‚World Navigator‘ recht neu ist, ist alles computergesteuert und das Schiff fährt meist auf Autopilot.
Das Schiff ist mit speziellen Stabilisatoren ausgerüstet. Das sind 3 Meter lange, seitlich unter Wasser angebrachte bewegliche Finnen, welche computergesteuert bei jeder Welle ihren Winkel ändern, um deren Kraft abzuschwächen.
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Mit einem großen Zoom kann man die Vögel gut knipsen |
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Die Brücke |
Montag 11.12.
Antarctica !!!
In den frühen Morgenstunden erreichen wir bei fantastischen Bedingungen Antarctica. Als wir um 7 Uhr die Jalousien öffnen, werden wir von Eismassen und ein paar Walen um uns herum begrüßt.
Heute morgen steht unsere erste offboard Exkursion an. Dafür wurden die 153 Passagiere in 6 Gruppen, A - F aufgeteilt. Wir sind Gruppe F und mit dieser werden wir die nächsten Tage nun alle Ausflüge machen. Es darf immer nur eine begrenzte Anzahl Menschen zu gleicher Zeit an Land gehen, daher diese Maßnahmen. Gruppe A - C geht heute als erstes und danach dann D - F. Wir können also noch ein bisschen chillen und drehen ein Video mit dem Theraband in unserer Kabine.
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erster Eisberg in der Ferne in Sicht |
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Videodreh |
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erstes Zodiac geht aufs Wasser runter |
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auf zum Entdecken |
Die Regularien für Tourismus in der Antarktis sind sehr streng. Maximal 100 Passage dürfen zur gleichen Zeit an Land gehen. Schuhe sind zu desinfizieren, maximal 1 Stunde an Land, nur ein Schiff pro Tag an der gleichen Stelle und zu den Tieren im Wasser oder auf Land sind bestimmte Mindestabstände einzuhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Vogelgrippe seit letztes Jahr von Südamerika in die Antarktis gekommen ist. Viele Vögel und Tiere, welche Vögel essen, sind daran gestorben.
Bevor wir an Land gehen, muss man sich dick einpacken. Dafür haben wir in Ushuaia bereits Regen-Gummihosen und Fäustlinge ausgeliehen, sowie Mützen und dicke Socken gekauft. Und auf dem Schiff bekommt jeder Gast noch Gummistiefel und eine dicke grüne Jacke zur Verfügung gestellt - die Jacke darf man am Ende auch behalten. Je nach Wetter packt man unter all das Zeug dann eine oder mehrere Unterschichten an Kleidung, so dass man dann als ausgestopfter Meister Proper loszieht.
Man merkt beim Frühstück die Aufregung unter den Gästen, nun da es zum ersten Mal auf den 7. Kontinent geht. Um 9 Uhr geht es für uns aufs Wasser. Der Einstieg in die Schlauchboote (Zodiacs genannt) geht gut, dank der glatten See und perfekten Bedingungen. Zuerst fahren wir zu einer Eisscholle mit einer schlafenden Leoparden-Robbe (die können bis zu 10 Pinguine pro Tag essen, wenn sie hungrig sind und das "Angebot" groß ist).
Dann kommen wir an Land und sehen verschiedene Kolonien von kleineren Pinguinen. Es gibt dort richtige Pinguin-Highways, wo die Pinguine vom Meer zu ihren Nestern kommen. Von uns Menschen lassen sie sich nicht großartig stören. Einige Kolonien sind 20-30 Meter auf einem erhöhten Felsen und es sieht sehr putzig aus, wie die Pinguine langsam, aber stetig, die Schneepiste noch oben laufen oder nach unten rutschen.
Mit dem Wetter haben wir heute sehr viel Glück und uns wird leicht warm unter der Jacke. Wir laufen einen kleineren Schneehügel hoch und haben einen tollen Ausblick über die Bucht und sehen sogar einige Buckelwale.
Am Nachmittag machen wir noch einen weiteren Ausflug mit dem Schlauchbooten, ohne Landgang. Die Idee ist ein paar Wale zu sehen und wir haben Glück. Einige Buckelwale sind zu sehen, mit dem notwendigen Abstand. Ein besonderes Erlebnis, wenn die Tiere Wasser in die Luft blasen und man ihren Schwanz sehen kann, wenn sie wieder abtauchen.
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Landgang am Morgen ... lauter grüne Männchen unterwegs, da wir alle gleich aussehen |
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die erste Pinguin Sichtung |
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zurück zum Schiff |
Dienstag 12.12.
Heute ist uns das Wetter weniger gesonnen. Seit den frühen Morgenstunden schneit es leicht und der Wind hat zugenommen. Dennoch gehen wir um 9 Uhr mit den Zodiacs raus zur "Enterprise Island", um die nächste Bucht zu erkunden. Wir sehen ein altes Schiffswrack und ein paar Kormorane. Auch wenn die Fahrgäste vorne im Boot bei jeder Welle einen Schwupp Wasser abbekommen, fühlt es sich nicht wirklich kalt an. Die Temperatur liegt immer noch um ca. 1 Grad.
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ein altes Wal-Schiff Wrack |
Vor dem Mittagessen mache ich Pilates mit zwei anderen Gästen, schließlich will das ganze Dessert ja auch wieder abtrainiert werden.
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erste private Pilates Session auf dem Schiff |
Der Nachmittag beginnt faul für uns mit der Weiterfahrt zu einer anderen Bucht namens „Useful Island“. Dort sollen wir an Land gehen und wandern können. Allerdings hat sich das Wetter nicht verbessert und sieht echt ungemütlich draußen aus. Martin fährt am Nachmittag nochmal alleine (also mit den anderen Zodiacs) raus, während ich in die Sauna gehe.
Man kann hier wieder eine Pinguine Kolonie beobachten und den Ausblick vom Berg der Insel genießen. Das Wetter ist etwas besser geworden, so dass die Überfahrt und der Aufenthalt entspannt ist. Die Pinguine kann man stundenlang beobachten, wie sie ihre Nester bauen, umher watscheln bzw. ins Wasser springen. An den Eisbergen mit den verschiedenen weiß und blau-Tönen kann man seine Augen nicht abwenden - eine tolle Landschaft.
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Pinguine können ganz schön dreckig sein, das ganze Rot ist ihr ausgeschiedener Darminhalt |
Unser Schiff hat eine interessante Technik vor Anker zu gehen. Es hat einen digitalen Anker, d.h. es werden die genauen Positionsdaten des Ankerplatzes eingegeben und das Schiff bleibt genau an dieser Stelle stehen, über verschiedene Düsen im Rumpf. Der Vorteil ist, dass kein Metallanker auf dem Meeresboden die Natur zerstört und das Schiff kann schneller die Position wechseln. Kleiner Nachteil, die Düsen machen etwas Lärm und es ist lauter als wenn das Schiff fährt.

Abends geht es dann noch durch ein schönes Eisfeld

Mittwoch 13.12.
Das Wasser ist brettleben und glasklar, so dass heute ein schöner Ausflugsmorgen in einer neuen Bucht mit den Zodiacs gemacht werden kann. Gruppe F besteigt um 9.30 Uhr die Zodicas. Mittlerweile klappt das mit dem Anziehen auch schon richtig gut, wir sind geübt die ganzen Schichten inkl. Rettungsweste und Gummistiefel anzulegen.
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Schuhe desinfizieren bevor es aufs Zodiac geht |
Doch bevor es losgeht haben wir uns heute Frühstück ins Zimmer bestellt. Auch das geht sehr entspannt und wird pünktlich an die Türe geliefert. Yummm! Also über mangelnde Kalorien können wir uns diese Woche wirklich nicht beklagen. Gut, dass der Fitnessraum jederzeit geöffnet ist - den haben wir vor dem Frühstück schon kurz besucht. Definitiv der beste Blick beim Sport, den man haben kann.
Der Ausflug am Vormittag ist mit den Zodiacs in der Flanders Bay ohne Landgang, um Wale zu sehen. Wir haben Glück und in der Bucht sind einige Buckelwale, die sich dank des glatten Wassers gut beobachten lassen. Besonders aufregend ist eine Wal-Familie mit Vater, Mutter und Kind, die uns an ihrem Leben und Frühstück essen teilhaben lassen. Teilweise kommen sie den Booten sehr nahe. Sie sind nicht gefährlich und suchen nach Krill, bis zu 2 cm große Shrimps.
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man konnte auch Stand-Up Paddeling machen (mit Trocken-Anzug) ... |
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... oder Kajak fahren |
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unsere ersten Wale aus der Nähe |
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Wal Familie |
Am Mittag erreichen wir den Lemaire Kanal. Dieser natürliche Kanal wird
von steilen Felswänden gebildet, die einige 100m hoch sind. Es war vorab
nicht ganz klar, ob eventuell zu viel Eis im Kanal ist, aber wir kommen
gut durch und haben eine spektakuläre Durchfahrt (Spitzname „Kodak
Lücke“).
Ein voller Tag mit zu vielen Fotos und Videos !!! Wir könnten euch stundenlang mit Tiervideos „langweilen“.
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schwimmende Pinguine |
Donnerstag 14.12.
Gruppe F geht heute morgen als erstes von Bord. Um Punkt 8 Uhr steigen wir in die Zodiacs, um die Argentine Peninsula zu erkunden. Hier gibt es eine Forschungsstation namens Verniska, die von der Ukraine betrieben wird. Bis vor einigen Jahren hat diese der UK gehört, doch als die UK sie aufgeben wollte, hat die Ukraine zugeschlagen und die Forschungsstation für (angeblich) 1 cent gekauft. Guter Deal - aber auch langfristig teuer. Als wir dies später unserer Kabinen-Stewardess-Putzfee Olena aus der Ukraine erzählen, ist sie ganz begeistert, die Flagge ihres Landes auf unserem Foto zu sehen.
Wir sehen außerdem einige Weddelseals, die am Packeis schlafen und sich ausruhen, sich aber durch unsere Paparazzi-Tätigkeit nicht gestört fühlen.
Um 11.45 Uhr bin ich offiziell mit einer Pilates-Session am Start. Auf Deck 7 mit wunderbarer Umgebung und Aussicht darf ich zahlreiche TeilnehmerInnen mit etwas Sport auflockern. Wir schaffen es sogar auf einem Bein gut zu stehen ohne umzufallen, was gar nicht so leicht ist, wenn sich das Schiff bewegt.
Am Nachmittag gibt es zwei Vorträge während das Schiff zu unserer nächsten Position fährt. Die Eisberge verschwinden langsam und leider auch das gute Wetter. Es schneit und die Wellen werden höher. Inzwischen sind wir Experten im bestimmen der Wellenhöhe - ca. 2-3 Meter. Das Schiff fährt dennoch relativ ruhig und wir komit dem leichten Schaukeln gut klar. Anscheinend haben wir uns gut an die Wellen gewöhnt. Martin hat etwas Schnuppen und lässt es am Nachmittag ruhig angehen, aber das Filmangebot im Fernseher bei uns im Zimmer ist üppig, so dass auch ihm am Nachmittag nicht langweilig wird.
Die Vorträge heute am Nachmittag handeln über die Säugetiere in der Antarktis, Wale und Delphine - welche es gibt, was sie essen und wie man diese gut erkennen kann. Der zweite Vortrag erklärt wie der Zugang und die Rechte in der Antarktis geregelt sind. Es scheint ein beeindruckendes Beispiel zu sein, wie verschiedene Nationen zusammenarbeiten, um diesen Teil der Erde weitestgehend unberührt zu lassen und dass die Antarktis hauptsächlich der Wissenschaft dient. Seit 60 Jahren scheint dieses Unterfangen gut zu funktionieren.
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ständig schwimmt irgendein Eisberg an uns vorbei |
Insgesamt ist es ein ruhiger Nachmittag und wir nutzen die Zeit uns mit einigen der Passagiere zu unterhalten. Viele haben die Reise 1-2 Wochen vor Startbeginn gekauft wie wir. Viele haben längere Reisen vor oder hinter sich. Insgesamt gibt es viele Amerikaner, Chinesen und einige Europäer an Board, daher ist der Dresscode auch legerer als wir erwartet hatten.
Freitag 15.12.
Wie das so ist auf einem „Expeditionsschiff“, es kommt immer alles anders als geplant. Doch zuerst erreichen wir um 7 Uhr morgens den Arctic Circle. Für einige der Mitreisenden ist das ein wichtiger Moment, der schon in aller früh mit Sekt begossen wird. Wir kriegen kaum die Augen auf, Martin bleibt gleich ganz im Bett, der Schnupfen hat ihn doch etwas mitgenommen. Ich finde mich zumindest für ein paar Fotos auf Deck 7, der Aussichtsplattform, ein. Über Nacht ist Schnee gefallen, so dass es jetzt mehr eisige Stellen im Meer gibt als bisher.
es gibt Sekt vor dem Frühstück |
Eigentlich sollte am Vormittag wieder eine Fahrt mit den Zodiac stattfinden, doch aufgrund des windigen, verschneiten Wetters werden diese abgesagt. Stattdessen dürfen alle, die mutig genug sind, ins eisige Wasser reinspringen. Sowas nennt sich dann Polar Plunge … und nachdem wir gerade die Arktische Grenze überschritten haben, ist das nun ein Arctic Polar Plunge.
Sollte eigentlich klar sein, dass wir beide diesen „Spaß“ auslassen. Frostiges Wasser ist noch schlimmer als Dubai Meer bei 20 Grad im Winter oder Starnberger See zu jeder Jahreszeit, also ein definitives no-go von meiner Seite. Auch wenn mir einer der Expedition Guides vor einigen Tagen ins Gewissen geredet hat, was für eine tolle Möglichkeit so ein Polar Plunge doch sei, um Mut und Stärke zu zeigen und wie energiegeladen man sich danach fühlt.
Aber weder das, noch der Gruppenzwang, hilft, um mich nackig im Bikini bei -1 Grad Außentemperatur, arktischem Wind und Schnee, Eisschollen im Wasser und wer weiß was für Getier in die Fluten zu stürzen. Da müsste ich ne Menge Geld dafür kriegen statt was zu bezahlen. Aber es ist toll die Mutigen zu beobachten und Videos für sie zu drehen von diesem einmaligen Erlebnis.
Spanferkel - Martin ist glücklich |
Am Nachmittag können wir dann die Küche besuchen. Aufgrund des guten und vielfältigen Essens sind wir darauf sehr gespannt. Die Lebensmittel Bestellungen für die Schiffsreise werden 3-4 Monate im voraus gemacht, so dass genug Zeit ist auch alles von Übersee oder Lokal anzuliefern. Die Menüs sind lange im Vorfeld festgelegt. Das Besonders ist, dass das Essen am Abend erst bei der Bestellung zubereitet und nicht schon Tage vorher vorbereitet ist, wie es auf großen Schiffen oft der Fall ist.
Der Aufwand tagtäglich alles frisch zu kochen ist enorm. Jeden Tag wird das Brot frisch gebacken, Eis und Kuchen selber hergestellt. Abends gibt es eine große Karte mit verschiedensten Gerichten, für alle Geschmäcker ist was dabei. Für all den Aufwand ist die Küche ziemlich kompakt. Wie dort bis zu 18 Köche an den Bestellungen gleichzeitig arbeiten können, ist uns etwas schleierhaft. Eine beeindruckende Logistik und wir genießen das nächste Essen mit extra viel Dankbarkeit.
diese enge Treppe geht es hoch und runter für die Kellner mit Tabletts voller Essen oder Geschirr |
hier entsteht Fonds für Suppen |
Speiseplan für alle Tage |
Samstag 16.12.
Heute haben wir einen wunderschönen ruhigen Tag erwischt. Das Wasser ist spiegelglatt und wir können alle Ausflüge wie geplant machen. Morgens besuchen wir wieder Pinguine und eines der wenigen historischen Monumente "Damoy Hut" - eine Notunterkunft der Engländer, die allerdings nicht mehr genutzt wird. Bei dem Wander-Ausflug wird uns richtig warm und wir schwitzen, als wir einen Hügel rauflaufen und von dort mit einer wunderschönen Aussicht belohnt werden.
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Pinguine können ganz schön dreckig sein - alles ausgeschiedener Darminhalt |
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aber süß sind sie trotzdem :) |
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wie immer werden wir gleich nach der Rückkehr an Bord mit heißem Tee/ Schoki begrüßt |
Zurück an Bord, als wir zu unserem nächsten Highlight des Tages fahren, hat der Reiseleiter Alex noch eine Überraschung für uns. Wir fahren durch den Neumann Kanal. Dieser führt geschlängelt an Bergen vorbei und ist selten so ruhig und eisfrei wie heute. Wieder atemberaubend und schlecht mit der Kamera einzufangen.
Deutsche unter sich ... mit Dagmar und Thomas aus München |
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wie immer wird Sekt serviert |
Da das Wetter so schön sonnig ist, probiert Martin den Pool (30 Grad) und den Whirlpool aus, kaum dass es ihm wieder etwas besser geht - das Leben ist schön.
während Martin schwimmt, laufe ich ein paar Runden an Deck 8 |
Der zweite Ausflug ist ein Zodiac Trip mit einem kurzen Landgang. Einige Passagiere wollten sichergehen, dass sie auch wirklich Fuß auf dem antarktischen Kontinent gesetzt haben. Eigentlich haben wir das mit dem Betreten der vorherigen besuchten Inseln schon gemacht, aber einige wollten gern auf dem „Festland“ stehen - obwohl die Antarktis nur aus Inseln besteht, da das Land durch die Eismassen von bis zu 2 km unter dem Meeresspiegel gedrückt wird. Aber gut, ein Foto mit der Antarktika Karte schadet nie und nun können wir auch definitiv sagen, dass wir AUF dem antarktischen Festland waren.
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am "Festland" |
Abends gibt es eine tolle Talentshow mit der Crew des Schiffes, von tanzen bis singen. Und ein Raffle bzw. Versteigerung der Original Seekarte unserer Reise für 20.000 Dollar!!! Manche Leute haben hier echt Geld zum Ausgeben aus der Portokasse.
Sonntag 17.12.
Die Rückfahrt über die Drake Passage hat begonnen, 2 Tage sind wir nun auf See. Wir haben viel Glück, da es verhältnismäßig ruhig ist - Drake Lake und nicht Drake Shake, wie man hier scherzhaft sagt, je nachdem ob das Wasser eher ruhiger oder schaukeliger ist. Meist hat es ca. 4-6 m hohe Wellen, wo dann die halbe Gästeschar die Zeit auf dem Zimmer verbringt. Bei uns sind es nur 2 m, ein gewaltiger Unterschied, wenn man auf offener See ist.
Tagsüber vertreiben uns die Zeit mit einigen Vorträgen, Sauna, Pilates mit den Gästen und viel Essen. Die Zeit an Bord geht viel schneller vorbei als uns lieb ist.
Am Abend zum Essen sehen wir dann sogar noch eine sehr große Gruppe von Orkas, die Jagd auf Pinguine machen. Es sieht so aus, als ob die Orkas uns aus Antarktika verabschieden wollen, da sie eine ganze Zeitlang neben unserem Schiff herschwimmen. Somit haben wir also ALLE wichtigen Tiere der Antarktis gesehen. Wale, Seerobben, Pinguine, Vögel und Orkas.
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Orkas: ziemlich schlecht mit der Handykamera aufzunehmen, da bräuchten wir einen besseren Zoom |
Da wir heute Hochzeitstag haben, bekommen wir von der Crew eine Torte und eine Flasche Champagner geschenkt.
Montag 18.12.
Die Fahrt über die Drake Passage geht weiter. Heute werden die Wellen höher und das Schiff schaukelt mehr als gestern. Einige Passagiere kommen damit nicht gut klar und verbringen den Tag über der Kloschüssel oder im Bett anstatt das Schiff genießen zu können. Teilweise klatschen die Wellen gegen die Fenster auf Deck 7. Zum Glück haben wir glücklicherweise keine großen Probleme.
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Pflaster am Ohr hilft gegen Seekrankheit |
Heute unterrichte ich zum vierten Mal für die anderen Gäste Pilates. Wir haben alle unseren Spaß auf einem Bein durch die Gegend zu wackeln. Bei 3-4 m hohen von links nach rechts schwappenden Wellen am obersten Stockwerk des Schiffes auf Deck 7, ist es eine echte Herausforderung das Gleichgewicht zu halten und wir bleiben lieber am Boden liegen. Aber sie meistern es alle hervorragend. Einige Teilnehmer haben alle Sessions mitgemacht, was mich sehr erfreut, da man so die Leute auch etwas besser kennen gelernt hat.
Es ist nochmal genug Zeit, sich mit einigen der andere Passagieren, die wir besser kennen gelernt haben auszutauschen, wie Dagmar und Thomas aus Deutschland, die seit einigen Jahren mit ihrem Camper um die Welt reisen und Emily und Naill aus England, die noch bis März Südamerika auf ihrer Hochzeitsreise unsicher machen werden.
Ab 17 Uhr ist das Wellengeschwappe weg, wir sind im Beagle Kanal zurück und kurz vor Ushuaia.
Wir tanzen bis spät in den Abend hinein und genießen die letzten Stunden an Bord. Von mir aus könnte es noch eine Woche weitergehen.
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wir teilen ... zu viert |
Dienstag 19.12.
Zeit Abschied zu nehmen. Ich verdrücke einige Tränken, denn wider Erwarten hat uns die Zeit an Bord super gut gefallen. Die Ausflüge in Antarctica, das fantastische Essen, der erstklassige Service haben alle unsere Erwartungen übertroffen. Falls du irgendwann mal selbst planst eine Reise hierher ans Ende der Welt zu machen, dann können wir die „Atlas Gruppe“ und das Schiff „World Navigator“ wärmstens empfehlen.
Um 9:30 Uhr hat uns das Festland in Ushuaia wieder. Mein Spanisch ist bereits etwas eingerostet, als ich dem Taxifahrer erklären soll, wo wir hin wollen.
Wir checken wieder in das gleiche Airbnb ein, wo wir vor der Schiffsreise waren. Dort warten auch 2 Tüten mit Zeugs auf uns, die wir nun auch noch in unsere Koffer verstauen müssen. Plus 2 dicke grüne Parkas, die ihren Weg nach Deutschland antreten werden. Das wird ne Menge Übergepäck ... allerdings sortieren wir auch einige Klamotten aus, die keine weitere Reise mehr antreten werden.
Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Wanderung im Nationalpark und müssen uns erstmal an das viele Grün gewöhnen, bzw. dass wir nicht mehr auf einem schwankenden Schiff sind. Die Landschaft auch hier ist wunderschön und sehr unberührt.
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letztes Personal Training in Südamerika |
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über den Verlust der Falkland Inseln kommt Südargentinien nicht weg, auch nach all den Jahren |
Abends schauen wir noch der World Navigator hinterher, wie sie pünktlich um 17:45 Uhr mit neuen Gästen den Hafen verlässt und wieder auf große Reise geht. Ein neues Abenteuer zur Antarktis. Für Andere.
5 Dinge, die uns in der Antarktis aufgefallen sind:
- Das blau in mitten der weißen Gletscher ist unbeschreiblich und hat eine majestätische Schönheit, die man schlecht mit der Kamera einfangen kann.
- Am besten die Kamera nicht wegpacken, denn man weiß nie, wann Orkas oder Buckelwale vorbei schwimmen oder Pinguine beim vorwärts kommen eine hüpfende Schwimmshow im Wasser veranstalten.
- Der Klimawandel ist nicht übersehbar oder zumindest haben uns die Antarktis erfahrenen Guides einiges darüber berichtet. In einiger Zeit werden z.B die Adélie-Pinguine verstärkte Nachwuchsprobleme bekommen und die Gentoo-Pinguine sich leichter ausbreiten können, da diese sich besser an verschiedene Brutplatzarten anpassen können.
- Pinguine können ganz schön dreckig sein und ne Menge braune Kackspuren am Körper aufweisen. Angeblich müssen sie alle 20 Minuten mal auf die nicht vorhandene Toilette und die Soße läuft dann einfach dahin wo sie halt hinläuft. Daher gibt es überall braun markierte Pinguin „Highways“, also Wege im Schnee die Berge hinauf, wo viele Pinguine ständig hoch zu ihren Brutstätten und wieder runter zum Wasser zum fischen watscheln.
- Die Antarktis im Sommer ist nicht so kalt wie man meinen könnte - um die 0 Grad. Auch fällt nicht so viel Schnee an einigen Stellen, er schmilzt nur nicht. Dafür schneit es anderswo mehr als früher und der ungewöhnlich starke Neuschnee hat negative Einflüsse z.B. auf den Beginn des Brütens bei Pinguinen.
- Es gibt viele unterschiedliche Wellenarten, u.a. sehr langgezogene Wellen, die, obwohl keine weiße Krone, ein Schiff doch gut zum schaukeln bringen können.
Mittwoch 20.12.
Flugtag.Flug 1: 9:55 - 13:15 Uhr Ushuaia nach Buenos Aires (keine Zeitverschiebung)
Flug 2: 18:20 - 21:10 Uhr Buenos Aires nach Sao Paolo (keine Zeitverschiebung)
Wir landen pünktlich in Sao Paolo, brauchen dann aber eeeeewwwiiiiggg, um durch die Passkontrolle zu kommen. Schon lustig: beim ersten Flug nach Südamerika am Flughafen in Medellín hatten wir auch stundenlange Warteschlange an der Passkontrolle.
Vorteil heute zu damals: kein Nachtflug hinter uns. In Medellín dachte ich, dass ich irgendwann übernächtigt in der Schlange umklappe. Heute ertragen wir hungrig unser Schicksal, bis wir endlich um 23:00 Uhr am Hotel einchecken können.
Gegenüber vom Hotel ist ein einfacher Pizzaladen mit brasilianisch alkoholisierter Stimmung. Endlich was zu essen, wenn auch mit feuchtfröhlich grölenden Tischnachbarn.
Donnerstag 21.12.
Unser nächster Flug geht erst um 23 Uhr. Sao Paolo nach Frankfurt, wo morgen dann unsere 7 Monate Reise endet. Am 26.5. sind wir in Dubai losgezogen.
Da der Flughafen in Sao Paolo etwa 2 Std Stau vom Stadtzentrum entfernt ist, fahren wir nicht nach SP rein.
Also genug Zeit, um nochmal Co-Working am Vormittag mit meiner Freundin Lisa in Dubai zu machen. Ich muss dringend ein paar Sachen fertig machen, bevor wir dann über die Feiertage auch wieder nicht am Schreibtisch sitzen.
Glücklicherweise konnten wir unsere Checkout Zeit auf 14 Uhr verschieben. Vom Hotel aus gibt es einen Flughafen Shuttlebus, den wir um 18 Uhr nehmen wollen, bis dahin ist also Zeit, um unsere Gegend zu erkunden.
Eigentlich hatte ich mir SP chaotisch, arm, dreckig vorgestellt. Wir werden in den wenigen Stunden unterwegs zwar 5x angebettelt, aber eigentlich ist die Gegend recht schön.
Wir bummeln durch einen Park, den Bosque Mais, der die Locals zum Sport machen einlädt und genießen ein Muss in Brasilien: Açai Bowl.
Im Supermarkt kaufen wir noch die letzten Mitbringsel … die Koffer sind ja noch nicht voll … hust hust. Wir sind (ich glaube) mit 20kg + 21kg los im Koffer und bringen nun 24kg + 26kg auf die Waage.
Um 23 Uhr hebt der Flieger für uns ab, der letzte in Südamerika und der letzte in diesem Jahr.
Frankfurt, wir kommen!
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das alles ist NUR das Zeug, was wir unterwegs eingekauft haben .... und dabei habe ich noch 1 Decke und 1 Pulli vergessen mit aufs Foto zu legen |
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in Brasilien MUSS man eine Açai Bowl essen |
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im Stadtpark unterwegs |
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irgendwo in São Paolo |
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irgendwo in São Paolo |
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Tschüss Südamerika |
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